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Duisburg schafft den Norden ab, 15.04.2011
In den letzten Tagen häufen sich die Meldungen: Nicht genug, dass die Stadt Duisburg in Bruckhausen einen denkmalwerten, hauptsächlich von Migranten bewohnten Stadtteil zur guten Hälfte abreissen lassen will, nun plant die Stadt auch „Vergnügungsmeilen“ in Marxloh und Bruckhausen, sprich: Gebiete, in denen die Ansiedlung von Spielhallen, Striptease-Lokalen, Swinger-Clubs etc. erlaubt sein soll. Der Stadtdirektor Peter Greulich betreibt außerdem die Schließung der Gewächshäuser im Botanischen Garten Hamborn. |
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Attraktionen und positiven Entwicklungen im Duisburger Norden systematisch zerstört werden sollen.
Marxloh,
das durch die Brautmodenmeile und damit durch das Engagement der
türkischstämmigen Einwanderer in den letzten Jahren einen rasanten
Aufstieg erlebt wird von der Stadt noch immer als „Problemstadtteil
mit dringendem Erneuerungsbedarf“ bezeichnet und behandelt. Dabei
hat die Erneuerung längst stattgefunden. Neben den weithin bekannten
Brautmodengeschäften eröffnen immer mehr Fachgeschäfte für
Gardinen, Teppiche, Kücheneinrichtung, Porzellan, Babyausstattung
etc. Auch die seit Jahrzehnten mehr oder weniger tote
Kaiser-Wilhelm-Straße erfährt seit einiger Zeit eine
Wiederbelebung, auch hier siedeln sich, ausgehend von der Weseler
Straße immer mehr Fachgeschäfte an. Marxloh entwickelt Flair.
Allein die Bekanntmachung der Pläne der Stadt, ausgerechnet an den wieder florierendenGeschäftsstraßen zwielichtige Etablissements zu erlauben, kann fatale Folgen haben: Der Ruf des Stadtteils wird unterminiert, die Brautmodengeschäfte befürchten bereits sinkende Umsatzzahlen, eine Abwanderung könnte einsetzen.
Das
alles erweckt nicht den Eindruck, als sei die Stadt tatsächlich
bemüht, die positiven Entwicklungen zu fördern. Durch die Abrisse
in Bruckhausen für den sogenannten „Grüngürtel“ will die Stadt
angeblich die Lebensqualität im Reststadtteil verbessern. Wie lässt
sich das mit Plänen vereinen, im jüngsten Stadtteil Duisburgs mit
vorwiegend muslimischer Bevölkerung und vielen Moscheen, fußläufig
vom Heinrichplatz ein „Vergnügungsviertel“ zu installieren? Sind
etwa die Häuser im Abrissgebiet nicht schnell genug oder nicht weit
genug „leergezogen“ worden?
Peter Greulich hält das Tropenhaus im Botanischen Garten für „überflüssig“ die Besucherzahlen seien zu gering. Abgesehen davon, dass wohl niemand die Besucherzahlen kennt, da der Park frei zugänglich ist, ist diese Sehenswürdigkeit, die von den Einheimischen, wie die aufgeregt Diskussion um die Schließung des Tropenhauses zeigt, offenbar heiß geliebt wird, nie beworben worden, nicht einmal im Kulturhauptstadtjahr 2010.
Auf
der gestrigen Protestveranstaltung gegen die Rotlichtmeile in Marxloh
rief eine junge Frau selbstbewusst ins Mikrofon: „Wir lassen uns
hier nicht vertreiben!“. Es ist zu wünschen, dass die Bevölkerung
des Duisburger Nordens endlich aufwacht und sich gegen die Zerstörung
ihrer Heimat durch die Stadt wehrt. Der Duisburger Norden ist reich
an historischen Stadtbíldern und Sehenswürdigkeiten und positiven,
zukunftsträchtigen Entwicklungen. Es gibt Vieles für das es sich
lohnt zu kämpfen!